Reibungsberechnung auf energetischer Grundlage

Die gesamte Reibungsenergie setzt sich aus den in der folgenden Abbildung dargestellten Energieanteilen zusammen. Sie können die jeweiligen Reibungsenergieanteile anklicken. Damit gelangen Sie direkt zu den entsprechenden Erläuterungen.

Aufteilung der Reibungsenergie in Energieanteile

Gesamte Reibungsenergie WR

Die gesamte Reibungsenergie teilt sich in verschiedene Energieanteile auf. Die Quantifizierung stellt ein wichtiges Problem bei der Berechnung von Reibung und Verschleiß dar. Die Unterteilung in Deformations- und Adhäsionsanteil wird auch als Doppelnatur der Reibung bezeichnet. Die Reibungsenergie, wie sie im folgenden betrachtet wird, setzt sich aus der Summe der Energieanteile zusammen und ist demnach
(5.1) Formel 5.1: Reinungsenergie, allgemein

Betrachtet man einen Energieanteil für sich, so berechnet sich dieser als das Produkt aus der Energiedichte eines Mikrokontaktes, der Anzahl am Reibungsprozeß beteiligter Mikroerhebungen gleichartiger Energiearten sowie dem beanspruchten Volumen:
(5.3) Formel 5.3: Gesamte Reinungsenergie

Die mittlere Reibungsschubspannung kann dann berechnet werden, da der Reibweg bekannt ist und die Fläche bereits in der Kontaktgeometrie bestimmt wurde. Es ist
(5.6) Formel 5.6: mittlere Reibungsschubspannung

Etwas umgeformt erhält man dann mit Hilfe den allgemeinen Beziehungen für die Reibungszahl (Gleichung 3.1) und die Reibungsenergie (Gleichung 3.3) eine Beziehung zur Ermittlung der Reibungszahl:
(5.7) Formel 5.7: Reibungszahl


Deformationsanteil der Reibungsenergie

Der Deformationsanteil der Reibungsenergie setzt sich wiederum aus unterschiedlichen Anteilen zusammen: der elastischen, der plastischen, der rheologischen und der spanenden Deformation. Eine kurze Erläuterung und die zugehörigen Bestimmungsgleichungen sind in den folgenden Abschnitten aufgeführt.

elastische Deformation

Bei der reinen elastischen Deformation verformen sich die Mikroerhebungen bei realem Kontakt. Bei anschließender Entlastung, nimmt die Mikroerhebung ihre vorherige Gestalt exakt wieder an. Es treten keine bleibenden Veränderungen auf.

Für diese Deformationsart errechnet sich die Energiedichte näherungsweise aus den Kennwerten aus dem Spannungs-Dehnungs-Diagramm des einachsigen Zugversuchs
(5.9) Formel 5.9: Energiedichte, elastisch

plastische Deformation

Bei der reinen plastischen Deformation verformen sich die Mikroerhebungen bei realem Kontakt bleibend. Bei Entlastung behält die Mikroerhebung diejenige Gestalt, welche sie unter Belastung eingenommen hatte.
(5.10) Formel 5.10: Energiedichte, plastisch

Eine bessere Möglichkeit für die Erfassung der plastischen Deformation bieten Formänderungsschaubilder von Umformprozessen. Da sie aber momentan nicht für die gebräuchlichen Reibungswerkstoffe vorliegen, wird auf die oben genannten Näherungsgleichungen zurückgegriffen.

rheologische Deformation

Zusätzlich zu den für die Festkörper ermittelten Energiedichten muß bei geschmierten Reibpaarungen die Energiedichte für den Schmierstoff berücksichtigt werden. Dazu stehen zwei alternativ zu verwendende Formeln zur Verfügung. Nach Hadler [10] kann die rheologische Energiedichte berechnet werden nach
(5.14) Formel 5.14: Energiedichte, rheologisch nach Hadler[8]

Kuhn [14] gibt folgende, ähnliche Gleichung an:
(5.15) Formel 5.15: Energiedichte, rheologisch nach Kuhn

spanende Deformation

Die Energiedichte bei spanender Deformation (Mikroschneiden) kann mittels der spezifischen Schnittkraft nach Thomas [24] bestimmt werden als
(5.11) Formel 5.11: Energiedichte, spanend

Adhäsionsanteil der Reibungsenergie

Trennung von Stoffbereichen

Die Berechnung der Energiedichte bein Lostrennen von Adhäsionsverbindungen kann auf zwei verschiedene Arten erfolgen. Eine Möglichkeit ist, die Trennung hauptsächlich als Scherung (im weicheren Reibkörper) aufzufassen. Die Berechnungsgleichung für diesen Fall lautet
(5.12) Formel 5.12: Energiedichte, trennend

Alternativ kann auch mit der Sublimationsenergiedichte gerechnet werden [12, 25]. Dafür steht dann die folgende Gleichung zur Verfügung:
(5.13) Formel 5.13: Sublimationsenergiedichte


Gleichartige Energieanteile

Zur Bestimmung der gleichartigen Energieanteile bei elastisch-plastischem Kontakt muß zwischen den beiden Kontaktmodellen unterschieden werden:

Ist die Härte der beiden Reibkörper sehr unterschiedlich wie z.B. bei der Paarung Metall/Mineral, so berechnet sich die Anzahl der Energieanteile aus der Anzahl der plastischen Kontaktstellen des weicheren Reibkörpers.

Für die Trennung zwischenstofflicher Verbindungen wird wiederum zwischen zwei Fällen unterschieden:


Beteiligte Volumina

Die Bestimmung der am Reibungsprozeß beteiligten Volumina ist schwierig. Für die elastische oder plastische Verformung eines repräsentativen Einzelkontaktes kann sie mit der verformten Fläche, der Beanspruchungstiefe und einem Korrekturfaktor (im Bereich von 0,5 bis 1,0 [9]) berechnet werden:
(5.19) Formel 5.19: Reibungsvolumen, elast. oder plast.

Problematisch ist dabei die Bestimmung der Beanspruchungstiefe. Näherungsweise kann sie für einen elastischen Kontakt als das 1 bis 1,5-fache und für einen plastischen Kontakt als als das ca. 1,1-fache des mittleren Einzelkontaktdurchmessers angenommen werden [8].

Im Falle der Trennung zwischenstofflicher Verbindungen ist das beanspruchte Volumen wesentlich geringer. Daher kann die oben genannte Gleichung für diesen Fall nicht angewendet werden. Stattdessen wird das Verhältnis zwischen Deformations- und Trennvolumen benutzt. Dieses liegt im Bereich von 102 ... 10 3. Es gilt dann
(5.22) Formel 5.22: Reibungsvolumen, trennend


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